Mittwoch, 8. Februar 2012

Alltag vs. Kuriositäten II

8.Februar 2012, Jinotega


"Hallo Freunde,
Wieder mal im Verzug, wieder mal mit schlechtem Gewissen, möchte ich euch mal wieder was zu knabbern geben. Nicht, dass der Blog mich langweilen würde oder so - der Alltag hat sich breitgemacht, und ich finde seltener spannenden Stoff für euch. Meine Arbeit hat sich soweit eindeutig zum Guten gewandelt, morgen geht endlich der Englischunterricht wieder los, im Moment bin ich hauptsächlich mit einem Projekt namens "Google Sketch up - Model up your town" beschäftigt, ein Wettbewerb der dazu anspornt einige Wahrzeichen seiner Stadt (also Jinotega) für Google Earth in 3D bereitzustellen. Ihr könnt ja dann im März mal vorbeischauen, virtuell - Jinotega, Jinotega, Nicaragua.
Ansonsten ist alles sehr entspannt - abends gehts Billiard spielen, ich koche wieder öfter selbst, gehe joggen und mache kleinere Ausflüge. Auch wird Jinotega immer voller, andere deutsche Freiwillige und Praktikanten gesellen sich zu mir.

La Peña de la Cruz mit Jinotega im Hintergrund


















Um euch nicht länger zu langweilen, schiebe ich heute mal wieder ein paar Kuriositäten ein. Kurios mag eigentlich der falsche Ausdruck sein, ich habe aber nunmal schon so angefangen. Interessant, Lustig & Liebenswert triffts.

 

Heinrich & Darling

Allseits beliebt unter Freiwilligen: der Austausch merkwürdiger Vornamen, die man hier und dort hört. Um über stichfestes Material zu verfügen, bin ich habe ich mir gerade den Geburtstagskalender der Cuculmeca angesehen. Resultate: Eindeutig lassen sich verschiedene Einflüsse erkennen: Zum Einen, - die Diktatoren-Ecke: Adolf, Lenin und Stalin zum Beispiel. Und merke: Es sind Vornamen. Manchmal hoffe ich, solche Namen seien eher zufällig gewählt worden. Die christlich motivierte Riege ist auch eindeutig erkennbar: Ob María Theresa, Flor de María, Santiago de Jesus oder natürlich den 3000 Jahre alten Klassiker Moíses - es gibt alles. Aber auch zeitgenössosche Einflüsse sind stark: Zum Beispiel die Hiphop Leute: Tupac und Eminem sind meine Favoriten darunter. Lustige Vornamen, die ich nicht einordnen kann sind Darling, Daysi, Lesbia, oder auch Heinrich und -..Phaha! - Marvin.

 

 

Schnippsen und Pfeiffen

sind essentielle Kommunikationsfähigkeiten in Nicaragua. Seit Monaten übe und übe ich nun, um endlich ein halbswegs hörbares Fingerschnippsen auf Nica-Art zu Stande zu bekommen. Peinlich ist, wie selbst kleine Kinder lauter Schnippsen und bei meinem Anblick regelmäßig - vor Ehrfurcht natürlich - lachen müssen. Die Besonderheit des Nicaschnippsens ist die Technik: Daumen und Mittelfinger bilden den "Amboss" sozusagen, auf den der Zeugefinger, unser "Hammer", durch schwungvolles Schütteln des Handgelenkes geschlagen wird. Wichtig ist, den Zeigefinger absolut locker zu lassen. Die andere Fähigkeit, vor der ich mich in Ehrfurcht verbeuge ich das Pfeiffen: Als Warnsignal, um Aufmerksamkeit zu erlangen oder einfach zum Anfeuern eignen sich die verschiedenen Techniken exzellent. Eine besteht darin, die Unterlippe mit den Fingern nach vorne zu ziehen, eine darin mit der Zunge eine Mulde zu formen, die sich hinter die unteren Schneidezähne legt, und eine andere beruht schlicht und einfach darauf, mit einigen Fingern im Mund die Luft einzusaugen... keine Ahnung. Ich bin leider nicht allzu talentiert im Pfeiffen, stolz schnippsend werde ich vielleicht nach Hause kommen : )



Die ToTo-Verschwörung
ToTo nennt sich die Vereinigung der Hamburger-Stände, die sich über das ganze Land verteilen. Mit Ursprung in der kulinarischen Hauptstadt León hat sich die Kette dank ... man weiß es nicht - Geheimrezept, Doppelhamburger, Billiglohn oder Variation der Stationierung - nun in fast jedem größeren Dorf wie Jinotega niedergelassen. Zu meiner Freude! Mancherorts lassen sich diverse Nachahmer beobachteb, die vom Erfolg natürlich sofort auf den Plan gerufen wurden. So gibt es an einem Platz in León direkt nebeneinander nicht nur ToTo, sondern auch TiTo, TuTo und TaTo, die selbstverständlich allesamt Hotdogs, Hamburger und Sandwiches anbieten.

Jaja, draußen ist endlich mal schönes Wetter, welches ich jetzt mal genießen gehe. In der Ferne zeichnet sich langsam der nicaraguanische Sommer ab. Machts gut und bis bald, 
euer Marvin"