Mittwoch, 14. März 2012

Heilige Mutter Gottes!

7 Monate sind um -  es mag ausgelutscht klingen, - gemischte Gefühle suchen mich nun Heim. 5 bleiben noch, dem Ende mag man kaum entgegendenken. Kleiner Tagebucheintrag am Rande. Möge die Macht mit euch sein.

Sonntag, 4. März 2012

Für die Legastheniker.

Umwelterziehung - Gewusel

Auf dem Rücken der Camioneta

Touristen Promenade in Sisle... viel Potential.

Lago Apañas. Mit einem der Boote waren wir Angeln. Erfolg: minimal.

Kumpelz

1A Feuchtgebiete
Peña de la Cruz mit Kevin und Simon

typischer Verkäufer im Bus. Mangos mit Salz und Chili sind sehr lecker. Es ist Mangozeit!

Viva el Metal - Monatsbericht Februar

Jinotega, den 4.3.

"Sonntagmorgen, du fühlst dich noch nicht in der Verfassung, das Haus zu verlassen. Es ist der Zeitpunkt, an dem aus verborgenen und dunklen Winkeln des Gehirns Gedanken ihren Weg in dein Bewusstsein finden. Derselbe Winkel, aus dem es raunt, man habe schon wieder seine Hausaufgaben vergessen, oder die Mutter einer Mückenfamilie erschlagen.
Achwas, diese Gedanken hatte ich eigentlich noch nie.
Wie auch immer, diesen Winkel bezeichnet man als Gewissen – und heute scheint es, diesem zu Folge, mal wieder Zeit für einen Monatsbericht zu sein.
Man nehme dies auch als Beweis meiner Gewissenhaftigkeit, für die Zweifler hier. Es ist der 4. März.

Der Februar, kürzester Monat des Jahres zeichnet sich in erster Linie durch seine Kürze aus. Und seit ich mit dem Wissen lebe, die Hälfte meines Freiwilligendienstes bereits hinter mir zu haben, verrinnt die Zeit wie Toña in der Kehle eines durstigen Campesinos – Schnell, und Kopfschmerz hinterlassend.

Nicaragua glitzert und glänzt nicht mehr – die unendliche visuelle Faszination, die ich in früheren Berichten darzustellen versucht habe, ist verschwunden. Vielmehr Kraft der Gewöhnung, als auf Grund der blattlosen Bäume.
Die kurzen Glücksmomente sind einer gleichmäßigen Zufriedenheit gewichen, ich kann behaupten, mich wohl zu fühlen.
Wie zu Hause, in meiner nicaraguanischen Familie, in der Cuculmeca und in Jinotega.
Das bedeutet nicht, es sei nicht mehr schön, auf dem Dach eines Busses in der Abenddämmerung in Richtung Jinotega zu fahren, im Ohr ein paar Beatles-Songs.

Seit 5 Wochen leistet mir der ehemalige sfd-Freiwillige Simon in der Cuculmeca Gesellschaft, heute ist der Tag seiner Abreise. Ich bin ihm dankbar, hier gewesen zu sein, mir einige Rezepte, Angeln und nicht zuletzt viel Spanisch beigebracht zu haben.

Zu meiner Arbeit gibt es nicht viel zu sagen: Meine Aufgaben sind intensiver und anstrengender geworden, was ich sehr begrüße.
2 mal Englischunterricht pro Woche und 2 mal Kunstunterricht im Anschluss an die Umwelterziehung macht Spaß – vorrausgesetzt er findet denn statt. Teilweise ist es problematisch, genügend Schüler für die Klassen beisammen zu trommeln, denn es ist immernoch Erntezeit des schönen schwarzen Kaffees. Viele Kinder dürfen dann nicht in die Schule, sondern helfen auf den Plantagen. Ihr Tageslohn beläuft sich auf „einen Apfel und ein Ei“, wenn überhaupt. Das Thema der Kinderarbeit will ich hier aber garnicht anschneiden – es ist zu groß.
Nur will ich sagen, kauf dir lieber mal nen FairTrade Kaffee.

Mit Sicherheit hast auch du, verehrter Leser, den großartigen „weltweiten Tag der Feuchtgebiete“ ausgiebig gefeiert. Vielleicht ein bisschen im Schneematsch herumgestiefelt?
Feuchtgebiete, sprich feuchte Gebiete an Flüssen, Seen, Sümpfen etc. sind eindeutig wichtiger, als sie auf dem ersten Blick zu sein scheinen. Besonders in dieser Region, in der Nähe des Lago Apañas, wo ein Großteil der Bevölkerung von Fischerei, Ökotourismus oder Landwirtschaft lebt. Naja, der Ökotourismus ist noch im Kommen, deshalb bin ich ja hier. Jedenfalls haben wir ein Fest organisiert, auf dem die Bevölkerung auf diese Bedeutung aufmerksam gemacht wurde. Man Solle doch den Müll bitte vernünftig entsorgen (Verbrennen) – das gute alte Müllthema – damit die Lebensgrundlage, das Wasser, sauber erhalten bleibt. Ich habe einen kleinen Malwettbewerb ausgerufen, den ich als sehr erfolgreich bezeichnen möchte. Die Früchte meiner Arbeit als Kameramann sind vielleicht bald in Youtube, Facebook oder ähnlichen Medien zu finden. Von Ruderwettbewerb über Volkstanz bis hin zu Enchilada hat es an nichts gefehlt, sodass sich der Slogen des Tages bewahrheiten konnte: Día mundial de los Humedales – una gran Experiencia.

Erstmalige Besteigung des Cerro de la Cruz – des Berges der mir seit 6 Monaten die Stirn bietet. Nachdem ich lange genug gezögert hatte, da die üblichen Schauergeschichten mich doch ein wenig um mein Leben fürchten ließen, habe ich mich gut augerüstet und mit Freunden auf den Weg gemacht. Im Endeffekt kann ich nur sagen: nicht der Rede wert. Die Aussicht ist schön, Kevin hat sich übergeben.

Meine bislang dickste Party in Nicaragua hat vor kurzem in Matagalpa statt gefunden. Anlass war die interessante Kombination aus Valentinstag und 150-jährigem Stadtjubiläum. Die Stadt war voll mit Leuten, Bühnen... und gemäß dem Valentinstages ging es ganz gut zur Sache. Freunde aus Matagalpa besitzen ein Haus im Zentrum, das gerade in eine Bar/Diskothek umgebaut wird. Somit hatten wir den ultimativen Platz, um über den Dächern trohnend Musik zu machen. Ich hatte selten so viel Spaß dabei, auf ein Schlagzeug einzuhämmern.

Eine ganz andere Party berichtet mal wieder vom Leben der „Blasenkinder“ Managuas – reichen Studenten, die US-amerikanischem Vorbild nach ihr Leben in einer Blase führen, wie ich finde. Nicht dass Deutschland nicht auch eine solche Blase wäre, - aber hier fällt der Kontrast auf – absurd. 50 Kilo Steaks, Aircondition und besoffene Leute, deren Gesichter mit Genitalien bemalt werden, rufen Erinnerungen an schlechte Teeniekomödien hervor. So alle 2 Monate halte ich mich ganz gerne mal dort auf, koste den zuckersüßen Geschmack der Dekadenz. Es ist immer lustig.

Und als großes Finale, obwohl eigentlich schon ein Ereigniss des Monats März: Das Metalfestival in Jinotega! Die Musik zwang mich zwar immer wieder dazu, panisch nach draußen zu rennen, und die körperliche Beanspruchung ist der Grund, warum ich diesen schönen Sonntagmorgen zuhause verbringe – doch kaum eine Subkultur habe ich lustiger und sympathischer erlebt.

Ich hoffe ihr hattet auch einen schöne Zeit, und verabschiede mich mal wieder.

Euer Marvin"