Sonntag, 28. August 2011

Dos semanas...


 28.8., Jinotega, La Cuculmeca

"Ich lebe noch, und mir geht es gut!
Ereignisreiche Tage, die dokumentiert werden wollen, liegen hinter mir. Mein arbeitsfreier Sonntag eignet sich bestens dazu, für genügend Kaffee ist gesorgt. Wo ich aber gerade von Kaffee spreche ...
ich war nie besonders großer Freund der beliebtesten Droge der Welt, doch hier, am Kaffeebusen unserer Welt sozusagen, verfalle auch ich dem schwarzen Gesöff. Kaffee, frisch von der Plantage, lässt sich echt nicht ausschlagen. Für mich mit reichlich Zucker.
Dazu ein wenig Wissenswertes :
Nicaragua wurde Anfang des 19. Jahrhunderts zum Kaffeeproduzenten, deutsche Einwanderer hatten die Bedingungen als perfekt für den Anbau entdeckt. Die Region um Jinotega und Matagalpa verdankt der Pflanze relativ großen Wohlstand, ist sie doch einer der größten Kaffeeproduzenten der Welt.
Ursprünglich als Kur, Ausnüchterung und Weg zur Sündenvergebung geplant, entwickelt sich mein Aufenthalt in Nicaragua zum Gegenteil, lieber unhöflicher Zwischenrufer : Ja, ich esse wieder Fleisch. Warum genau, weiß ich selbst nicht – schon in Deutschland war mir irgendwie klar, dass das mit dem Vegetarier-sein hier nichts wird. Scheinheilige Gründe: Die Umstände der Fleischerzeugung sind andere! Fleischlos essen ist hier aufgrund einseitiger Ernährung schwerer!
Bekenntnis: Ich habe einfach wahnsinnig Bock auf Fleisch.
Nebenbei... meine Kollegin Christina ist da stärker als ich, sie isst Bohnen und Reis. Applaus!
Nun zu den letzten Tagen:
Habe viel mit unseren Chefs – und neuen Freunden unternommen, erwähnt ich bereits, wie nett die sind? Um mich teilhaben zu lassen, erklären sie gut und gerne 3 mal, zeigen uns alles, versorgen und mit guten Tipps und stellen uns interessanten Leuten vor.
Also haben wir gestern Abend das Maisfest in Matagalpa erkundet, später dann traditionell nicaraguanischen Tänzen zugesehen. Ganz unter uns... Nicas sind ziemlich gute Tänzer(innen!). Mayaya Lasinki!
Schön ist auch, wie viele Bekanntschaften ich schon schließen konnte, sowohl mit Nicas, als auch mit anderen Freiwilligen, die in Matagalpa scheinbar auf Bäumen wachsen. Ein bisschen Deutsch-Sprechen tut manchmal sehr gut, vor allem, sich wieder vernünftig ausdrücken zu können. Danke, liebes Obst. Was für ein komisches Wort, - Obst!
Das Mischen von Spanisch, Englisch und Deutsch führt manchmal zu lustiger Konfusion. Morgen geht’s zum Glück wieder in die Sprachschule...
Um tiefgreifende Gedanken hier aufzuschreiben, fühle ich mich noch nicht bereit, aber langsam gewöhne ich mich an den Gedanken: Ein Jahr Nicaragua.
Adiós"

Anbei noch ein Paar Bilder einer kleinen Wanderung, meines Teams, des Englischunterrichts.




Mittwoch, 24. August 2011

Tuani!

24.8., La Cuculmeca, Innenhof

"Hallo.
Heute musste ich mich dem Unvergnügen des ersten Arbeitstages stellen.
"EY" ruft der unhöfliche Zwischenruferblogleser..." du lässt da bisschen was aus duu!"
Ok, denn ich will ja mal nicht so sein... wie angekündigt, habe ich Lunes y Martes in Matagalpa verbracht, einer wunderschönen Stadt, die ich schon einmal angepriesen habe. Als überaus spaßig und nützlich hat sich die Sprachschule dort erwiesen, denn ich kann jetzt das Wort "tuani", das, nach "entonces" wichtigste Wort in Nicaragua. Es bedeutet "Cool".


Was noch geschah in Matagalpa? Ich habe bei einer sehr netten Familie übernachtet, die mir das bislang schmackhafteste Abendessen hier zubereitet hat, eine Hühnchen, Reis, Salat Kombination, von der ich mehr und mehr hätte essen können. Punkto Essen generell : Kurz gesagt, sehr fettig oder sehr süß. Nachdam ich abends die Sprachschule verlassen hatte ( ich bin hart, nehme 8 Stunden Einzelunterricht am Tag) dachte ich, die zweite Revolution Nicaraguas sei ausgebrochen. Um aber halbwegs unpolitisch zu bleiben: Es handelte sich nur um eine politische Veranstaltung mit Fiestacharakter, die die komplette Innenstadt entfacht hatte.
Am nächsten Tag, Martes, teilte man mir in der Escuela de Espanol spontan mit, der Nachmittagsunterricht werde ausfallen. Zwölf Uhr mittags also, ich komme auf die glorreiche Idee, meine erste Wanderung zu bestreiten. Ohne Wasser, mit meinen Scheiß-Schuhen, schwerem Rucksack, langer Jeans, sollte sich die Idee doch als weniger glorreich herausstellen... Wie auch immer, jedenfalls habe ich den Cerro Apante erklommen, und dieses absolut geile Foto von mir selbst gemacht.


Verglichen mit meinem Leben in Deuschland, passiert hier an einem Tag sehr, sehr viel, was damit anfängt, dass man an jeder Ecke, immer und überall Menschen kennenlernt. Als "Celle"- europäischer Ausländer, ist man hier sehr gefragt. Der größte Unterschied zu Deutschland allerdings, ist das Zeitmanagement, es gibt einfach immer etwas zu tun, essen kaufen, zubereiten, Wohnung suchen, Waschen, Erkunden, Zeug managen, Bloggen natürlich. Macht auf jeden fall sehr viel Spaß, ist aber auch so anstrengend, dass ich jetzt, um 7 Uhr abends, am liebsten sofort schlafen würde. Scheiß Blog aber auch :P

Achja, heute : Sind viel rumgefahren, mein kleines Team und ich, übers Land, in Dörfer, haben Briefe verteilt, Einladungen, bisschen gequatscht, zweimal Reifen wechseln müssen- und ich muss euch Neider enttäuschen: Es war auch ein Vergnügen. Die Natur hier, die Natur. Ich möchte am liebsten ein Loblied singen, aber ein paar Fotos tun die Sache sicherlich besser...





Also dann Freunde, bis die Tage. Und Danke für die lieben Kommentare."


Samstag, 20. August 2011

Freundlicher Bus

20.8.2011, Terrasse

"Hey, Hey!
Schonwieder melde ich mich, fast schon übertrieben, eh? Scheint ja so, als sei ich im Urlaub, hänge bisschen ab und schreibe ab und an was lustiges auf? Faulenze und esse Nachos? Ja, dem ist so. Aber was machen? Sich beschweren`? Solange ich noch soviel Zeit habe, mich über soetwas zu beklagen, ja, habe ich noch genug Zeit... Bedenken sollte ich auch, dass das nicht lange so bleiben wird, ab Montag geht der Arbeitsalltag los, werde dann 2 Tage die Woche in Matagalpa, in der Spanischschule verbringen, der Stadt, die wir heute besucht haben. Busfahren hat hier, bis auf den Mangel an Platz, nicht viel gemeinsam mit dem verhassten Busfahren zuhause... auch nach eineinhalb Stunden Fahrt hätte ich mir nichts spannenderes vorstellen können! Na gut, übertreibe natürlich wiedermal, aber die Aussicht, das Fahrgefühl, die Musik und die Leute im Bus sind echt klasse.
Matagalpa, vom Stadtbild her deutlich "städtischer" als Jinotega, haben wir unter Führung meiner Cheffin, Maria Teresa kennengelernt... erwähnte ich schon, dass sie SUPEERNETT ist? Obwohl mein Spanisch immernoch sehr begrenzt ist (Hola, Adios), konnte ich mich schon gut mit ihr unterhalten, sogar ein Geburtstagständchen für Christina singen! Mein größtes Problem hier, wie gesagt, mein Spanisch... dicht gefolgt vom Fehlen einer Unterkunft, mal sehen wir lange wir noch im Gästehaus der Cuculmeca campieren dürfen. Doch im Angesicht des tropischen Gewitters in Kombination mit Sonnenuntergang... nichtig! Buenas!"

Weil ich grad so lieb´ bin .. noch ein Foto von Jinotega, auf der Rückfahrt geschossen .

Freitag, 19. August 2011

Freundlicher Monsun

19.8.2011, Terrasse

Hallo Freunde : )
Ein weiterer heiterer Tag in Jinotega neigt sich dem Ende zu, und somit versuche ich wieder, Erlebtes in Worte zu fassen. Meine Stimmung ist weiterhin ungetrübt, nicht zuletzt verdanke ich dies all den netten Leuten hier... und wenn ich sage "nett", dann meine ich "supernett". Ein gutes Beispiel hierfür: Meine mehr oder weniger gut ausgearbeitete Präsentation über deutsche Kultur, fand große Anerkennung und ließ selbst erwachsene Männer freudig mein kleines "Sprachspiel" mitmachen, genießen, auflachen. Klingt das wieder allzu "eingefärbt", durch die "rosa Sonnenbrille" betrachtet? NEIN. NICAS SIND SUPERNETT.
Doch auch die Natur tat heute wieder ihr übriges: Nachdem ich nach kurzem Einkauf vollkommen erschöpft erste Anzeichen nicaraguanischer Umwelteinflüsse zu verzeichnen hatte, sprich Sonnenbrand auf Armen und Füßen, Mückenstiche sowieso... nachdem ich also gerade wieder Zuhause war, durfte ich Zeuge des ersten Monsunregens meines Lebens werden : Sicht gleich null, Lautstärke gleich 100, Feuchtigkeit gleich unendlich.
Vermutlich übt allein der erste, zweite und vielleicht dritte Regen hier solch eine Faszination aus, darum will ich jetzt, da der Regen vorbei ist, noch ein wenig umherspazieren, und die duftende Natur genießen! Morgen gehts ab nach Matagalpa... bis die Tage, euer Marbin.




Donnerstag, 18. August 2011

Abschied

18.8.2011, Jinotega, Terrasse

"Mein erster Post der Gegenwart, live und direkt, pure Emotions for U! Mein dritter Tag liegt nun fast hinter mir, werde gleich noch mein Referat über Deutschland vorbereiten. Endlich habe ich ein bisschen Zeit gefunden, meine Notizen der Vortage ins Cyberspace zu blasen, for U! Entschuldigt meine Sprache bitte.Wie kann ich nur loskommen vom Englischsprechen?! Es wird sehr früh dunkel hier, es kommt mir vor wie tiefste Nacht, obwohl es erst viertel vor Sieben ist. Ab 6, mit dem Verschwinden der Sonne, stirbt Jinotega förmlich aus, laut ist es trotzdem noch: zirpende Grillen, Hunde, Kühe, rasende Autos in der Ferne,Radios, jemand hämmert. Vergessen möchte ich natürlich auch nicht mein Laptop, das ein wenig Santana in die Nacht schickt. Neben einigen Vorstellungsrunden und Präsentationen habe ich den Abschied von Sasan und Manuel zu verkraften, die vorhin nach Managua aufgebrochen sind. Hoffentlich werden auch Christina und Ich ihre Plätze in der Cuculmeca so gut einnehmen können. Noch schreibe ich aus der Übergangsunterkunft in der Cuculmeca, hoffe aber, dass wir bald das alte Zuhause von Sasan und Manuel beziehen können. Aber solche Fakten interessieren sicher die wenigsten unter euch, so bitte ich hiermit um Anregungen, in welche Richtung sich mein Blog entwickeln könnte. Vermutlich werde ich das tägliche Bloggen auch nicht vorführen können, vielleicht konzentriere ich mich in Zukunft auf besondere Erlebnisse? Auf Bald und bis Wiedersehen, Freunde.



La Fiesta

17.8.2011, Jinotega, Bett

Heute Abend große Abschieds- und Ankunftsfeier- mit Präsentationen, Buffet, Tanz und Karaoke. Nicaraguanische Tanzfreude geht nah : In Deuschland schlichtweg undenkbar, an solch einem förmlichen Anlass die Tanzfläche sofort zu stürmen, Dancemoves aller Art vorzuführen, und das mit dem breitesten Grinsen und Lachen! Von der Karaoke ganz zu schweigen... Ich merke sofort : zu lerne habe ich hier einiges! Neben einem Bild, haben Christina und Ich mit Sasan und Manuel auch einige Gerichte zubereitet, die ich mir gut einzuprägen versuche. Neben sämtlichem Obst, frisch vom Markt versteht sich, ist selbstgemachte Guacamola mein Favorit bis jetzt. Morgen verabschieden wir leider Sasan und Manuel schon, die sich bald zurück in die Heimat aufmachen. Für ihre Tipps, Weisheiten, Vorstellungen und natürlich Adapter werde ich ihnen ewig dankbar sein.
Kenne mich nun schon ein bisschen aus in Jinotega, fühle mich schon fast zuhause auf sonnigen Terrasen unter Palmen. Die Tage hier sind anstrengend, enden aber auch schon zielich früh, es ist 9 Uhr. Mann, bin ich müde, gute Nacht allerseits!



Der erste Tag

16.8.2011, Jinotega

Da bin ich wieder, nach vielen Stunden Flug gestern, einem anstrengenden Tag heute, aus der Übergangsunterkunft in der Cuculmeca. Cuculmeca, ihr unwissenden, ist der Name des Projektes, in dem ich arbeiten werde. Dazu gehören einige äußerst schöne Gebäude am Rande Jinotegas, die den über 120 Mitarbeitern Platz bieten. Trotz großer Müdigkeit, hau´ ich noch einige Zeilen für euch raus. Biddeschön!
Der erste Tag meines neuen Lebens liegt nun hinter mir, habe heute mein Zuhause, das heißt die Cuculmeca und Jinotega sowie viele, viele Leute kennengelernt. Der Eindruck wunderschönder Natur haftet am stärksten an mir, Jinotega im Tal grüner Berge, Blüten, frisches Obst. Sasan, mein Vorfreiwilliger und unglaublich lieber Kerl zeigte uns die Stadt. Die Stadt- von Armut geprägt, lebhaft und laut, auf den ersten Blick trostlos. Meine neue Heimat auch, für mich als des Spanischem unbegabter Mensch, etwas abweisend, obwohl man sich alle Mühe gibt, mich zu integrieren. Meine oberste Priorität daher : Spanisch lernen!



Der Flug

15.8.2011, Atlantik

"Ich sitze im Flugzeug Richtung San Salvador, bin mit mir und meinen Gedanken allein...Ja, ich sitze nur im Flugzeug- wer diesen langweiligen ersten Teil meiner Reise auslassen möchte, soll doch bitte zurück vor den Fernseher gehen! Jedenfalls bin ich allein, da meine Kollegin Christina ( sie wird das Jahr mit mir in Nicaragua verbringen) einige Reihen hinter mir sitzt, und das Vergnügen hat, eine deutschsprechende Sitznachbarin zu haben. Meine Sitznachbarin, Buisnesslady ihrerseits ist spurlos verschwunden -.- Hat mich allein gelassen! Aber von schlechten Omen etc. halte ich glücklicherweise garnicht so viel. Schicksal? Vorsehung? -  Meinetwegen, immerhin erfahre ich gerade sehr akut meine Bestimmung... ein Jahr Nicaragua. Einen so großen Wandel meiner Lebensumstände hatte ich bisher nie zu verarbeiten. Doch ein Gedanke hilft mir dabei sehr; sicher ist : wachsen werde ich mit dem Wandel!"



Der Flug II




15.8.2011, über der Karibik

"Ein älterer Herr, Spanier, Sudokumeister, hat sich inzwischen zu mir gesellt und freut sich über meine Schokolade. Danke Mutter auch! Doch zurück zum Thema, Nicaragua. Anstatt länger in Erinnerungen zu verharren, ( sentimental, ja, habe immerhin gerade meinen ersten Tagebucheintrag verfasst...) wende ich mich der Zukunft zu, die so gespickt ist mit Erwartungen, Hoffnungen und auch Ängsten, dass ich überwältigt bin von der Schicksalhaftigkeit-pardon, Bedeutungsschwangerheit meiner Situation. Das Motto ist wie immer: jeder ist seines eigenen Glückes Schmied!Jeder tut was er kann! Motivation, das heißt richtige, euphoriegepaarte-, verspüre ich glaube ich zum ersten Mal in meinem Leben. Euphorie : Nicaragua... fremde Menschen, Regenwald, feuchte Wärme, lebhafte Straßen, Geräusche, Gerüche, atemberaubende Aussichten, Vulkane! Ihr seht, hohe Erwartungen habe ich, lässt sich kaum verheimlichen. Ein Prost mit spanischem Bord-Rotwein, auf das Album "The Doors" und auf euch Daheimgebliebene! Wir hören uns!