Dienstag, 12. Juni 2012

Handmuell II

Jinotega, den 12. Juni

"Hallo meine Kinder, 
Meine rechte Hand hat wieder einigen Muell hervorgebracht.
Muell, der  selbstgewollten Traeumen nachempfunden ist, 
und fuer mich zu den wichtigsten Erzeugnissen meiner Zeit in Nicaragua zaehlt.
Man muss ihn nicht verstehen wollen, 
man kann den Muell auch einfach schoen finden."

Chronologisch:

"Im Bambus"
"Das Erbe"
"Die Ideen des Aristoteles"
"Abschied in den Sonnenaufgang"
"Aus dem Westen"
"Der Zweck und die Mittel"
"Rauch"
"Begierde" (fertiggestellt)
"Die Lichtreflexionen stoeren leider ein bisschen.
Ich freue mich ueber Kommentare.
Bis bald, 
euer Marvin"

Montag, 4. Juni 2012

Monatsbericht Mai - Ganzheit

Jinotega den 4.Juni

Monatsbericht Mai - Ganzheit

Liebe Freunde, ich habe frohe Botschaft für euch: Ich bin glücklich.

Weder der edle achtfache Pfad noch die Nächstenliebe machen mich glücklich, nicht irgendein Geschenk oder die Erfüllung eines Bedürfnisses - ich bin glücklich weil ich meine Person auslebe. Der Einklang des innerlichen Wesens und des äußerlichen Verhaltens ist wohl mein größter Anspruch. In einer Welt und Zeit die universelle Liebe als Homosexualität diskriminiert und Ehrlichkeit mit Sittenhaftigkeit verwechselt ist es schwer, zu sich selbst zu finden. Findet ein Mensch jedoch trotzdem diesen seinen Einklang, blendet sein Glück  alles Unkonforme aus, und er wird zum wahrhaften Idol. /Pathos off


Der schöne Monat Mai ist in Jinotega ein wohl einer der ausregendsten Monate: Er handelt von traditionellen Festlichkeiten, erwachender Natur und alten Freunden.

Eine Laterne! Im Namen der Ästhetik.



Beginnen wir mit dem Stadtfest, von Erstem bis Siebten wechselt der Lebensrythmus von "Langsam und Entspannt" auf "Stillstand und Betrunken" - geschlossene Geschäfte und verschlafene Menschen weisen denjenigen auf die Feiertage hin, der noch nicht das Festgelände gesehen hat. Eine kleine Achterbahn, Riesenrad, Bühnen und unzählige Fritangas (Essensstände, die meist Enchilada, Hähnchen und Gallo Pinto anbieten) entwachsen unserem Footballfeld. Von morgens an nutzt man das animierende Umfeld, um abends nach dem Besuch der Bühnenshows, voller animus nach Hause zu verschwinden. 7 Tage Ausnahmezustand. 
Mein Freund Luis hatte während der Feria eine Bar auf dem Festgelände, in der ich abends beim Auschank geholfen habe. Neben unzähligen Bekanntschaften, die ich als Gäste-Magnet eben so schließen konnte, wurde ich großzügig mit entsprechenden Naturalien versorgt. 
Als Finale der Feria konnte Jinotega dann diesen gewaltigen Umzug bestaunen:

Cowboy-Frauen...
...und Frauen-Cowboys.
 


Die Trennung zwischen Wochentags- und Wochenendsleben ist stärker als damals in der Schule. Meiner Disziplin muss ich immerwieder auf die Sprünge helfen, doch im Großen und Ganzen habe ich mich in das Arbeitsleben der vernünftigen Erwachsenen gut eingelebt. Schon für mich, so kann ich zurück in Deutschland endlich richtig Geld scheffeln. 
Also berichte ich auch vom Wochenendsleben, das sich meinen exzessiven  Freunden und Freuden widmet. Von Metalkonzerten, deren Musik ich um der Leute willen in Kauf nehme, ausgedehnten Wanderungen in den Bergen Jinotegas und freudigen Wiederbegegnungen mit alten Inselfreunden. Ebenso von verschlafenen Sonntagen und geklauten Handys.

Der Regen, herzlicher Regen... "Herzlicher Regen? Bist du druff, Marvin?" 
Ich musste den unhöflichen Zwischenrufer mal wieder zu Wort kommen lassen. Viel zu lange hat er geschwiegen, sein selbstgabasteltes Transparent ("Wahrheit oder Maulhalten!")  hinter dem Rücken. Doch der Wille des Volkes lässt sich nicht einfach mit einer Geste unterbinden, es wird immer unhöfliche Zwischenrufer geben. Um mich also zu rechtfertigen: Warmer Sommerregen, die wohl angenehmste Art von Regen, der man in Deutschland so über den Weg läuft ist nichts, aber auch wirklich garnichts im Gegensatz zur Herzlichkeit des Regens hier! Man stellt sich das also folgendermaßen vor: Sonnenschein. Zack - es fängt an zu regen, ein paar wenige Meter trennen dich von einem Vordach, du rennst, trotzdem nass als du ankommst. Andere Wartende geben dir Feuer, dann ist der Regen vorbei und lässt dampfende Straßen zurück. 
Naja, ich gebe zu, die Herzlichkeit kommt nicht ganz rüber so.


Vorallem die rapide verstreichende Zeit beschäftigt mich nun, je weniger Zeit mir hier bleibt, desto präsenter wird Deutschland wieder in meinen Gedanken. Wie sich die menschenleeren Straßen, die Stille, die hermetisch dichten Zimmer, die in sich gekehrten Menschen anfühlen werden? Wie ich mich auf eine Wiese legen, meine Musikanlage aufdrehen, mit meinen alten Freunden unterhalten werde? Wird meine Umgebung mich wieder in den alten Marvin verwandeln, oder werde ich mir ein Stück Nicaragua-Marvin erhalten können?

Also Gut -  fürs erste, ich werde in den nächsten Tagen noch einiges hinzufügen: mein Geburtstag, meine neueste Arbeit und bald neue Bilder!

Danke für meinen schönen Geburtstag!



"Lebe dich aus!", 
wünscht dir dein Nicaragua-Marvin.