Dienstag, 8. Mai 2012

Dingens.. äh Monatsbericht


Jinotega, den 8. Mai
Monatsbericht April

„Ich besinne mich meiner hessischen Wurzeln und begrüße euch mit einem herzlichen
Guden!




Ein dufter Monat, dieser April. Wie bei euch, so blühen auch bei mir die Blumen! Nach den Monaten der Dürre erhebt sich die Natur und zeigt sich in ihrer alten Pracht. - Vogelgesang und mächtige Gewitter, Flüsse schwellen an und bringen Leben (Moskitos).                                                            
Dennoch: Der deutsche Winter, den ich immer als meinen größten Widersacher bezeichnete, wird mir langsam sympathisch... Eineinhalb Jahre Sommer bestätigen mir mal wieder,  dass Eintönigkeit Kacke ist. Schöner klingt jedoch Abwechslung gibt dem Leben Reiz.

Der ganze Monat April wurde durch den  Besuch meiner Familie geprägt. 8 Monate lang hatte ich mich durch eine gesunde Distanz geschützt; geschützt vor allzu vielen Gedanken.  Freunde, Familie, Geschehen, selbst die deutsche Sprache hatte ich weitestgehend verbannt, um mich ungeteilt Nicaragua hinzugeben.                  
Am 2. April waren sie dann hier, und mit ihnen Deutschland.                                                                             
In einem billigen Faltblatt, etwa auf der Rückseite der „Einkauf Aktuell“ hätte man über unsere Reise lesen können:

Pauschalreisen: Topangebot für Familien

Nicaragua – das Land der Vulkane : Kultur und Lebensart!                                                  
11 Tage Erlebniss-Rundreise mit Komfort-Mietwagen (Toyota Avensis o. Ähnl.) und einheimischem Guide(dt. U. Engl.)! Linienflüge mit renommierter Airline, ausgesuchte Qualitäts-0-Sterne Hotels (exkl. Wasser u. Strom)! Erleben Sie begeisternde Natur- und Kulturwunder! (ausgenommen Vulkan) Begleiten Sie uns durch das faszinierende Hochland zu Seen und Flüssen, erleben sie Kultur Hautnah – romantische Atmosphäre beim Grillen (inkl. Durchfall)! Gewaltige Canyon-Tour, quirlige Metropolen und Abschalten im Traum-Hotel am Strand! Lassen sie sich verwöhnen! Halb- bis Voll oder garkeine-Pension! Diese Reise ist garantiert Frei von subventionerten Besuchen in Fritangas!                                     
April-August ´12 ab ??? $p.P. Zusätzliche Kosten: Schokolade ( Milka-Haselnuss)

"Guckt her, hier arbeite ich!"


 Jedenfalls, das Angebot steht weiterhin. Endlich mache ich mich für den nicaraguanischen Tourismus bezahlt :D
Reden wir garnicht lange um den heißen Brei herum, unser Mietwagen (Toyota Avensis) war der Dreh und Angelpunkt. Gesegnet als Transportmittel, das uns  bemächtigte, überforderten Pferden das Leben zu retten, und vor den Bussen bewahrte. (Alleine reisend bin ich nach wie vor Anhänger des Busreisens, doch mit Kindern und Gepäck in der Hitze?)                          Verdammt als Auslöser einiger Unannehmlichkeiten...                                                                       
Canyon Tour in Somoto


Doch ich will hier keine Predigt über die Für und Wider des Autos halten, sondern die nicaraguanische Polizei verfluchen! Korrupte Pissnelken! Da kann man stolz auf unseren Rechtsstaat sein!  ... Und ein weiterer Ausspruch den man aus meinen Mund wohl nicht erwartet hätte.
Um die heilige Privatsphäre der Familie zu schützen solls das fürs erste von unserem Urlaub gewesen sein. An anderer Stelle ließ ich ja schon verlauten, wie sehr ich die Zeit genossen habe. Sehr.              
Viele Abenteuer haben wir erlebt, und ich habe mich als Führer ganz toll gefühlt. „Lalala guckt her ich kann Spanisch!“ 
Im Nachhinein bleicht nur zu sagen, dass ich Alles vermisse, seit ihr euch wieder in mein Bewusstsein eingeschlichen habt. 



Hier wird die Bedeutung des Monatsberichtes noch ernst genommen! Wir fahren also fort:

Ich habe mich wieder in den Arbeitsalltag eingefunden, neue Farben gekauft, öfter Musik gemacht mit den Jungs aus der Kirche und es mir gut gehen lassen. Die mitgebrachte Ladung Schokolade ist aufgebraucht, die neuen Bücher ebenfalls. Ich lege, auf Empfehlung meiner vielen Nica-Mütter fleißig an Gewicht zu, indem ich täglich Hamburger, Coca-Cola und homöopathische Dosen Bier zu mir nehme.

Manche Leute behaupten, Jinotega sei ein zurückgebliebenes Bergdorf, Vorgarten Matagalpas oder vernebeltes Kaffeefeld – aber im Gegensatz zu Waslala geht hier die Luzie! 6 Stunden Busfahrt auf einer Straße, die nichtmal die Bezeichnung Schlagloch verdient hätte, sind Grund genug, das Städtlein im Nordosten des Landes zu ignorieren. Ich ignorierte die Ignoranz, denn ich bin hart. Mir gefiel die Abgeschiedenheit dort außerordentlich gut, man lebt dort so nah an der Natur, in der Natur. Wer also etwas für Bäume oder Kirchen übrig hat, sollte mal vorbeischauen. 

Noch immer habe ich keinen Vulkan bestiegen, muss noch die karibische Küste sehen.                       
Die verbleibenden 3 Monate sind wohl gerade genug, aber nicht zu kurz.                                       Langsam bin ich gesättigt.

Also machts mal gut, hoffe ihr hattet einen schönen Anfang Mai, reingetanzt und so.
Euer Marvin“


                                                                                                            

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