Donnerstag, 26. April 2012

Monatsbericht Maerz/ Verwirrung/ Entwirrung

26.4.2012




Monatsbericht Maerz/ Verwirrung/ Entwirrung


"Also Gut, 
Papier, Stift, ein bequemer Stuhl und diese goldenen Papierkuegelchen als Belohnung liegen bereit - 
Einem Monatsbericht steht nichts mehr im Weg. [Eine Luege, ich befinde mich im Internetcafe.]
Au[Ich kann das sz auf dieser Tastatur nicht finden]sser unzureichenden Erinnerungen... Maerz?...Maerz...


Alles begann Anfang Maerz, ja, mit dem unerwarteten Erscheinen des 1.Maerz. 
Was sollte ich tun? Ich blickte mich um. Unverwandt starrten wir uns an. Wer wuerde sich zuerst abwenden? 
Eine Schweissperle rann an meiner Schlaefe hinab. Nach einige Stunden (24) gab er sich geschlagen. Und ueberliess dem 2.Maerz das Feld.


Absolut schwachsinnige Einleitung oder subtile Anspielung auf die Fluessigkeit vergehender Zeit? Die Waerme?
Wir werden es wohl nie erfahren,  denn wir wenden uns endlich der Vernunft zu, sehen den Tatsachen ins Auge!


Maerz...


Ich denke mir also, ich sollte von meiner Arbeit erzaehlen. 
Die meiste Zeit, verbringe ich wohl damit, von A nach B zu jockeln, wie man so schoen sagt. Mit Bus und Motorrad, Motorrad leider nur hintendrauf. Haette ich mir eins kaufen sollen? 
Ein normaler Donnerstag, ich nehme den heutigen stellvertretend fuer einen Maerz-Donnerstag - befluegelt laeuft man viel zu frueh morgens zur Busstation, auf dem Weg genhmigt sich ein Kaeffchen (naturgemaess 2 Loeffel) eine Orange (kennt ihr das? tennisballgrosse Frucht, gelb und sauer) und Brot (Magarine). Hat man dann einen essentiellen Sitzplatz ergattert, stehen wahlweise 2 Stunden Schlaf , Planaenderung des Unterrichts (Stift vergessen) oder die suesseste Variante, der Genuss des Sonnenaufgangs mit gnadenlos guter Musik im Ohr. Natuerlich lassen sich die 3 Varianten auch stilvoll kombinieren.






Abschweiffen


Ah, das bringt mich auf die Idee, einen kleinen Musikexkurs mit euch zu machen. 
Zu meiner eigenen Verwunderung habe ich mich an die nicaraguanische Popmusik gewoehnt, und gebe mit Schamesroete auf den Wangen sogar zu, einige Lieder in mein Herz geschlossen zu haben. 
Nun, das klingt jetzt natuerlich unglaublich arrogant, aber so bin ich nunmal :)

Die Genres Reggaeton, Bachata und Ranchera, Salsa und so ebenfalls, sind wohl als landestypisch zu bezeichnen.  Weniger des musikalischen Eindruckes halber, als vielmehr aufgrund der tollen Assoziationen werde ich dieses Zeug nicht vergessen. Eines Tages werde ich wohlmoeglich diese Lieder hoeren 

(dieser Blog ist ein nebenbei ein ganz lustiges Tagebuch fuer mich) und mich nach Nicas, Toña und dem ganzen Rest sehnen. 
["Eine Traene kullerte ueber seine Wange hinab. Es war der Ventilator."]


Hier haetten wir eines meiner Schmanckerl: Todo Mundo sabe que borrachos se caen




Oder auch den Klassiker. Los Charros de Lumaco 


Ich kann euch nicht zwingen das anzusehen. Trotzdem :






Oder auch die Kids von Prince Royce, mein persoenlicher Tiefpunkt. Corazon sin Cara




Wie auch immer, privat bleibe ich ja beim alten. 


Wo waren wir? Achja, man sitzt im Bus. Jedenfalls stottert dieser durch die verdorrte, aber nicht weniger atemberaubende Landschaft. Hin und wieder verlangt ein Prediger oder Suessigkeitenverkaeufer Aufmerksamkeit (Es gibt nauerlich auch Medizin und Schreibwaren).


Seht euch bitte einmal eine Karte von Nicaragua an. Das Land ist eigentlich realtiv klein. Ich schaetze mal, etwa so gross wie Bayern und Baden-Wuerttenberg? Trotzdem braucht man ewig, um von einer Seite zur anderen zu gelangen, Tage. Aber auch um die kuerzesten Distanzen zurueckzulegen. Das liegt natuerlich an den Strassen, mehr als 20km/h sind da oft nicht drin. [Seit meine Familie hier war, scheine ich wieder sehr in "deutschen Bahnen" zu denken... ]







Nach einem kurzem Fussmarsch erreiche ich die Schule und werde von meinen sichtlich erfreuten Schuelern begruesst: Die kleine Escarleth versteckt sich schuechtern hinter der Mutter, die mir einen Kaffee reicht. Jugendliche Schueler (allgemein die Lerndurstigsten) beugen sich schon ueber ihre Unterlagen, waehrend der etwas aeltere Don Orlando mit mir ein Schwaetzchen haelt - wir reden mal wieder ueber Fischerei, Religion und Deutschland. 
Nur wenige Meter vom Schulgebaeude entfernt ist der See, der oft besungene Lago Apañas, der Grund warum Jinotega Jinotega (tega-Stadt am See) heisst. Nach und nach treffen alle Schueler ein, sodass wir puenktlich zur Nica-Hora beginnen koennen. (Nicahora = Abmachung + 1h)
Das war nicht immer so! Gerade in den ersten Januar Wochen gab es grosse Probleme, genuegend Schueler (5) zusammen zu trommeln. Mittlerweile habe ich eine Klasse mit 28 Schuelern. Und 2 weitere.






Der Unterricht an sich macht unglaublich viel Spass, weshalb mein Plan, eventuell Etwas auf Lehramt zu studieren mir immer sympathischer und realistischer wird. 
Viele meiner Schueler lernen sehr ernsthaft und koennen schon einiges vorweisen.  
Ein ausschliesslich englischsprechender Tourist koennte prinzipiell immerhin eine kleine Vorstellungsrunde fuehren!
Ich hoffe einer meiner Nachfolger wird meinen Lehrauftrag hier uebernehmen!
Mein Konzept legt viel Wert auch Sprechen, weniger auf Grammatik. Am besten gehen natuerlich immer Spiele (wenn ihr besondere Ideen oder Materialien habt, wer weiss? - her damit), neuerdings auch kleine Gedichte oder Musik! So oder so, die Stunden sind immer gefuellt.


Mein einziger kleiner Daempfer: Fuer 2 Stunden Unterricht bin ich teilweise 7 Stunden unterwegs. 
Haette ich mir ein Motorrad kaufen sollen? Lalalala.


3 Englischklassen also, Anfaenger Niveau, Nicaragua-Anfaenger Niveau muss man dazu sagen, ohne es boese zu meinen: Aber die Aussprache ist nunmal nicht einfach, wenn man in seinem Leben so gut wie nie Englisch gehoert hat!

Ein positiver Nebeneffekt ist der, dass mein eigenes Englisch besser ist als je zuvor - und ich somit verstehen konnte, dass Gringos doch eigentlich auch nur Menschen sind. Das bedeutet auch Traeumen auf Spanisch wie auch Englisch! Deutsch auch, ich werde euch nie aus dem Kopf bekommen.


Jetzt aber genug von der Arbeit, ansonsten ist, denke ich mal, alles in bester Ordnung.
Tranquillo, como siempre.


So ein ausgemachter Duennpfiff, wie ich heute wieder von mir gelassen habe, hat eigentlich keine in Goldpapier verpackte Suessigkeit verdient. Egal.


Wie immer in einer Sphaere aus Gleichgueltigkeit, euer Marvin. "

1 Kommentar:

Jakobus hat gesagt…

Junge, du bist der Dünnpfiff-Gott! Mehr Bohnen, mehr Chili, dann inspiriert das zu brüllaffenhaften Berichten! :D

Schaludos