Dienstag, 4. Oktober 2011

Dokumentierte Verwirrung

Jinotega, der 4. Oktober 2011

„Anekdotenhaft überspitzt, doch Wahrheit in sich tragend, eine kurze Erzählung. Man mag mich missverstehen, Grund zu Sorge gibt es nicht. Das folgende soll lediglich ein Bild meiner vorübergehenden, krankheitsbedingten Konfusion wiedergeben, auf dass ein Jeder unter euch, seine und die Gesundheit seiner Mitmenschen einen Moment lang zu schätzen weiß, oder für die Gesundheit der Kranken betet. Amen.

Pakt
Goethes „Faust“ hat mich schon damals, in grauer Vorzeit, der Schulzeit, gefesselt wie kaum ein anderes Buch. Neben der für jedermann erfahrbaren Schreibweise – die überquillt vor Schönheit und Macht des Wortes, war für mich, ein anderer Aspekt geradezu ergreifend: Der Teufelspakt zur Erfüllung weltlicher Begierden. Nun, ich bin gewiss kein „abergläubischer“,- in diesem Zusammenhang besser „gläubiger“ Mensch und insofern habe ich den Stoff stets auf rationaler Ebene betrachtet, also die Sünde, sprich den Gewissensverstoß als notwendiges Übel zur Erfüllung der Begierde gesehen. Faust möchte verstehen, was „die Welt im Innersten zusammenhält“, er möchte die Möglichkeiten des Teufels nutzen, um seine Wissbegierde zu stillen. Diese Wissbegierde verspüre ich nicht sehr. Aber auch ich bin suchend und voller Begierde: Die Begierde, mein künstlerisches Potential ausleben zu können, Angelpunkt von Thomas Mann´s „Doktor Faustus“ zum Beispiel. Nun begab es sich, das meine Person dieses Buch zu lesen bekam, und zwar zu einem Zeitpunkt, der schicksalhafter, glühender und zugleich dramatischer kaum hätte seien können: Unter der Tropenkrankheit „Dengue“ leidend, die mich mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen fast 2 Wochen in ihrem Griff hatte. Abgeschnitten von der Welt lag ich also lesend, sinnierend, gekrümmt im Bett. Sie wissen, lieber Leser, Fieber bringt eine gewisse Verwirrung oder auch Weltvergessenheit mit sich, und so erlag ich nach und nach, mehr und mehr den gravierenden Parallelen zwischen meiner Person, und der des Komponisten Adrian Leverkühn, fühlte mich hinein in den geplagten Menschen. Kopfschmerz, drückender Kopfschmerz, der einen das Licht scheuen lässt, die Welt und die Menschen scheuen lässt. Unfähigkeit zum gewohnten Sein, zu gewohnten, Erfüllung bringenden Tätigkeiten. Einsamkeit, die Gedanken kreisen und kreisen lässt, mich selbst schamvoll als Ursache ausmachend.
Einsamkeit, selbst selbstgewählte Einsamkeit als Schutz, macht die eigene Person zur einzigen Person. Und so erschien es mir dann auch, als sei auch ich daran, einen Pakt einzugehen. Meine Gesundheit wollte er mir schenken, die mir die Welt geraubt. Meine Fähigkeiten wollte er mir schenken, die ich selbst mir verwehrt. 
Die Reise: Ich begann wieder zu malen, wundersame, wunderschöne Bilder im Akkord. Ich ging auf die Straße, leichten Schrittes, und traf die ersehnten Menschen.
Tags darauf, wieder das Leiden, später muss ich ein hämisches Antlitz an der Wand über meinem Bett entdecken, dann Zigaretten rauchen, die versprochene Erlösung ist mir nicht zuteil geworden. Erst später, nach Tagen ebbt die Krankheit ab, und was übrig bleibt ist die verwirrende Erinnerung, an Parallelen, unerklärliche Zufälle, merkwürdige Bilder - und zuletzt: neu errungene Lebenskraft, Lebensfreude. Denn meinem Verständnis nach, ist Glück relativ: Bist du heute glücklich, bist du es morgen, dein Glück vermissend, nicht – doch übermorgen, erfreust du dich umso mehr, an deinem neu gewonnenen Glück.

Kalkablagerung, die für mich nur eines sein konnte...


Eine etwas anderer Blogeintrag, beim Korrekturlesen ist er mir fast zuwider. Aber: ein wenig Objektivität ist mir wichtig, ein wenig Licht ins Dunkel werfen, anstatt immer nur Licht mit Licht zu überhäufen.
Verzeiht mir, falls der Inhalt an dieser Stelle unpassend erscheint, wie immer sollen meine Beiträge im Kontext meiner grenzenlosen Selbstironie verstanden werden.
Also dann, bis demnächst, euer Marvin."

1 Kommentar:

German hat gesagt…

vielen dank fuer deinen beitrag marvin, ich freue mich sehr, in naher zukunft mit dir zu sprechen! auch das soll bestandteil unserer konversationen sein. herzlichst, dein niko